Skip to main content

Die besondere Situation der Siamkrokodile in Kambodscha

2021.05.04_ACCB-Siamkrokodile

Krokodilfarmen bedrohen Siamkrokodile und andere Wildtiere

Mit der „Zootier des Jahres" Kampagne 2018 haben wir Scharnierschildkröten (Cuora amboinensis kamaroma) im Artenschutzzentrum Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) unterstützt. Doch auch für das Krokodil gibt es in der Station zahlreiche, hoch aktuelle Berührungspunkte:

„Das Siamkrokodil kommt in Kambodscha nur noch an 35 Orten in 21 Flusssystemen vor. In weiten Teilen des Landes ist es bereits ausgerottet. Die größte Bedrohung ist der illegale Handel mit den Tieren", berichtet Dr. Philipp Wagner. Als Kurator für Forschung- und Artenschutz ist er im Allwetterzoo Münster auch für die Geschicke im fernen Kambodscha zuständig. In Kambodscha ist der Bestand der Panzerechsen direkt durch den Menschen bedroht. „Vor allem Eier, aber auch erwachsene Tiere, werden gesammelt und an Farmen verkauft. Dazu kommt der Lebensraumverlust, der in Kambodscha durch den Bau von Staudämmen zunimmt und die Flusssysteme nachhaltig zum negativen beeinflusst", so Wagner. Dabei würden in der Regel genau die Bereiche zerstört, die der Fortpflanzung der Krokodile dienen. Zudem dringen mit den Dämmen mehr Menschen, nicht nur während der Bauphase, immer tiefer in die Natur vor.

Die Situation vor Ort ist kompliziert. „Die großen Krokodilfarmen am Tonlé Sap sind zwar auf der einen Seite eine Chance, da sie Millionen von Tieren züchten, die für eine Auswilderungen in Frage kommen könnten", holt der der Münsteraner Wissenschaftler aus. Doch meist handelt es sich um hybride Tiere und immer seltener um reinrassige Siamkrokodile. Krokodilhybriden sollten nicht in die Natur gelangen, sie tun es am Ende aber trotzdem. Und das ganz ohne ihr aktives Zutun oder Ausbruchversuche.

„Farmkrokodile werden für den „Merit Release" verkauft. Das ist eine buddhistische Zeremonie, bei der verschiedene Tiere für das Seelenheil in die Natur entlassen werden", erklärt Dr. Philipp Wagner. „Leider handelt es sich dabei viel zu oft um Hybriden." Hier leistet das ACCB zusammen mit den Mönchen Aufklärungsarbeit. Und dann sind da noch die Krokodilfarmen selbst. „Sie sind ein großes Problem. Die Farmtiere werden noch immer mit Wasserschlangen aus dem Tonlé Sap, ein Gewässer, reich an Biodiversität, gefüttert. Es werden durch diese Farmen also gleich mehrere Arten auf einmal bedroht, beziehungswiese eine auf der Welt einmalige Artenzusammensetzung gefährdet", so der Münsteraner Kurator, der sich sicher ist, dass die Kampagne zum Zootier des Jahres 2021 diese Missstände besser in die Öffentlichkeit bringt.


Das ACCB setzt sich nicht nur für Krokodile, sondern auch für Wasserschlangen ein. Diese werden in der Natur gefangen und auf Krokodilfarmen verfüttert.

Foto: ACCB